Skip to main content

Aristo-Lexikon

Medizinische Begriffe einfach erklärt.

Colecalciferol

Das Mittel der Wahl bei systemischem Vitamin-D-Mangel

Colecalciferol ist eine Vorstufe des aktiven Vitamins D, das an unterschiedlichsten Stoffwechselprozessen beteiligt ist. Insbesondere für den Aufbau der Knochen sowie für die Funktionsweise der Muskulatur und des Immunsystems spielt es eine wichtige Rolle. Ein großer Teil der Bevölkerung Mittel- und Nordeuropas ist von einer Unterversorgung mit Vitamin D betroffen. Durch die Einnahme von Colecalciferol lässt sich diese effektiv und nebenwirkungsarm beheben.

Was ist Colecalciferol?

Colecalciferol ist auch als Vitamin D3 bekannt. Strenggenommen trifft der historisch bedingte Begriff „Vitamin“ allerdings nicht ganz zu: So handelt es sich beim Colecalciferol um ein sogenanntes Secosteroid, das im Körper die Funktion eines Prohormons einnimmt. Aus dieser Vorstufe wird über mehrere Zwischenschritte das physiologisch wirksame Hormon Calcitriol gebildet.

Für den menschlichen Körper ist Colecalciferol essenziell. Der Bedarf wird größtenteils über die Haut gedeckt. So wird Colecalciferol unter dem Einfluss von UV-B-Strahlung aus 7-Dehydrocholesterin gebildet, einem Vorläufer des Cholesterins. Daneben kommt Vitamin D3 zum Teil in der Nahrung vor, insbesondere in fetten Seefischen. In Spuren ist es auch in anderen tierischen Fetten sowie in einzelnen pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten.

Welche Rolle spielt Colecalciferol für die Gesundheit?

Colecalciferol ist an vielzähligen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Vor allem für die Knochengesundheit ist Colecalciferol bzw. das daraus gebildete aktive Vitamin D von zentraler Bedeutung. Es fördert die Aufnahme von Calcium aus Darm und Niere und unterstützt den Aufbau der Knochenmatrix. Ein länger andauernder Vitamin-D-Mangel kann daher zur Entstehung einer Knochenerweichung (Osteomalazie) sowie zur verstärkten Brüchigkeit der Knochen (Osteoporose) beitragen. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann die Unterversorgung eine Rachitis hervorrufen. Bei dieser Erkrankung kommt es zu Fehlbildungen des Skeletts.

Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung wirkt sich dagegen positiv auf den Knochenstoffwechsel sowie auf die Bildung und Regeneration der Muskulatur aus. Zudem hat Vitamin D einen günstigen Einfluss auf das Immunsystem. Des Weiteren wird in zahlreichen Studien ein schützender Effekt vor chronischen Krankheiten, Diabetes mellitus Typ 2, bestimmten Krebsarten, Autoimmun- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen diskutiert.

Wie entsteht ein Vitamin-D-Mangel?

Da Colecalciferol nur in relativ geringen Mengen in der Nahrung vorkommt, werden rund 80 bis 90 Prozent des Bedarfs über die körpereigene Produktion gedeckt. Dies gelingt allerdings nur, wenn die Haut ausreichend lang der Sonne ausgesetzt wird. In Deutschland kann nur zwischen März und Oktober genügend Colecalciferol gebildet werden, in den Herbst- und Wintermonaten ist die UV-B-Strahlung dafür zu gering. Der Körper kann Vitamin D3 speichern, sodass es theoretisch möglich ist, die kalte Jahreszeit mit den im Sommer gespeicherten Reserven zu überbrücken. Allerdings ist die Eigenproduktion in den Sommermonaten von vielfältigen Faktoren abhängig. Dazu zählen:

  • Sonnenschutzmaßnahmen: Um lichtbedingten Hautschäden und Hautkrebs vorzubeugen, wird allgemein empfohlen, die Haut im Sommer mit Sonnenschutzmitteln sowie Kleidung zu schützen. Aufgrund dieser prinzipiell sinnvollen, von vielen Hautärzten befürworteten Maßnahmen kann der Körper insgesamt weniger Colecalciferol selbst produzieren.
  • Aufenthalt in Innenräumen: Zunehmend mehr Menschen arbeiten heute in geschlossenen Räumen und auch Freizeitaktivitäten finden verstärkt in Innenräumen statt. Daher reicht die Exposition gegenüber UV-Licht im Sommer oft nicht aus, um den Gesamtbedarf für das gesamte Jahr zu decken.
  • Lebensalter: Mit zunehmendem Alter bildet die Haut oftmals weniger Colecalciferol. Dieser Zusammenhang lässt sich vor allem bei Frauen beobachten.
  • Weitere Risikogruppen: Menschen mit dunklerer Hautfarbe, die in Mittel- oder Nordeuropa leben, haben ein höheres Risiko, einen Vitamin-D-Mangel zu bekommen. Das Gleiche gilt für Säuglinge, für pflegebedürftige sowie wie für verschleierte Personen.

Welche Symptome können bei einem Mangel an Colecalciferol auftreten?

Ein schwerwiegender Mangel an Vitamin D3 kommt verhältnismäßig selten vor. Allerdings weist ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung eine Unterversorgung auf. Rund 60 Prozent der Deutschen sind nach internationalen Kriterien nicht optimal mit Vitamin D versorgt.  Eine längerfristige Unterversorgung kann sich unter anderem in folgenden Symptomen niederschlagen:

  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Müdigkeit, depressive Verstimmung
  • Haarausfall
  • Muskelschwäche
  • Knochen- und Muskelschmerzen

Wie lässt sich der Vitamin-D-Speicher wieder auffüllen?

Niedrige Vitamin-D-Speicher lassen sich meist nicht allein durch die Nahrung auffüllen. Wer sich eher selten der direkten Sonnenstrahlung aussetzt oder zu einer der genannten Risikogruppen gehört, kann seinen Vitamin-D-Spiegel wirkungsvoll mit einem geeigneten Präparat ausgleichen. Oftmals kann es sinnvoll sein, Colecalciferol bereits in den Sommermonaten einzunehmen, um einem Mangel in der kalten Jahreszeit vorzubeugen.

Der empfohlene Tagesbedarf an Colecalciferol bemisst sich nach dem Alter sowie nach besonderen Lebensphasen wie Schwangerschaft und Stillzeit. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollte bei fehlender endogener Synthese über die Haut zusätzliches Vitamin D in folgender Höhe zugeführt werden:

  • Säuglinge (0-12 Monate): 10 µg*/Tag
  • Kinder (1 bis unter 15 Jahre): 20 µg/Tag
  • Jugendliche und Erwachse (15 bis unter 65 Jahre): 20 µg/Tag
  • Erwachsene (ab 65 Jahre): 20 µg/Tag
  • Schwangere und Stillende: 20 µg/Tag

*1 µg = 40 Internationale Einheiten (IE); 1 IE = 0,025 µg

Kann Colecalciferol überdosiert werden?

Die zusätzliche Einnahme von Colecalciferol sollte sich am empfohlenen Tagesbedarf orientieren. Bei bestimmten Krankheitsbildern sowie einem schwerwiegenden Mangel können auf Anweisung eines Arztes auch höhere Dosierungen zum Einsatz kommen. Bei der längerfristigen Einnahme hochdosierter Präparate sollte der Vitamin-D-Status im Blut regelmäßig überprüft werden. Denn der Körper kann überschüssiges Colecalciferol nicht einfach ausscheiden. Wird über längere Zeit zu viel Vitamin D3 zugeführt, kann dies mit übermäßig hohen Calciumspiegeln im Blut einhergehen, was zu einer Verkalkung und Schädigung von Nieren und Herz führen kann. Daher sollte bei der Einnahme von Colecalciferol stets die richtige Dosierung im Blick behalten und diese gegebenenfalls durch Blutuntersuchungen überprüft werden.

Colecalciferol zur Behebung eines Vitamin-D-Mangels

Präparate mit Colecalciferol sind die Mittel der Wahl zur Vorbeugung eines Vitamin D-Mangels bzw. um einen symptomatischen Vitamin D-Mangel zu beheben, wenn in den Sommermonaten keine ausreichende Sonnenexposition gewährleistet werden kann. Die Anwendung höherer Vitamin D-Dosierungen kann nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.


1 Rabenberg, Martina u. Gert B. M. Mensink (2016): Vitamin-D-Status in Deutschland. Journal of Health Monitoring 1(2):36–42. DOI 10.17886/RKI-GBE-2016-036. Robert Koch-Institut, Berlin. (Online: https://edoc.rki.de/handle/176904/2492)
2 ebd.

Go to top